Outing - Ich bin Autistin!

>>OUTING<<
Mobbing, Missverständnisse, Ausgeschlossen, merkwürdig, neurotisch, „du freust dich ja gar nicht“, die Undankbare, ständig müde, ausgebrannt, direkt, unangepasst, .... .
Ich könnte ewig so weiter machen; das sind ein paar Stichworte aus meinem Leben. Ich habe lange überlegt, ob ich dies hier öffentlich mache, aber ich denke es ist an der Zeit ein Leben ohne Maske zu führen!
Denn: ich bin Autistin. Genauer gesagt wurde bei mir vor einiger Zeit Asperger-Autismus diagnostiziert.
Ja, ich sehe ganz normal aus - äußerlich! Autismus sieht man nicht, denn es ist eine neurologisch bedingte Behinderung, es passiert in dir, in deinem Kopf.
Ich kann nur von mir berichten, denn: Kennst du einen Autisten, kennst du auch wirklich nur einen! Jeder ist da unterschiedlich, genau wie in der Neurotypischen Welt auch.

Da sich nun jeder die Frage stellt: „Und wie äußert sich das dann?!“, kann ich euch einen kurzen Einblick gewähren. Zu genauerem oder tiefgreifenderen Erklärungen wird es gegebenenfalls extra Posts geben. Stellt gern Fragen!
Hier ein paar Infos:
1. Reizfilterschwäche: Ich nehme immer und überall permanent ALLES wahr! Jedes Geräusch, jeden Lichtimpuls, jeden Windzug. Das ist anstrengend, daher bin ich schnell müde, ausgelaugt und brauche Ruhe. Natürlich treffe ich auch Leute, gehe auf Feiern, aber darauf bereite ich mich mental vor und nicht selten bin ich danach komplett ausgeschöpft!
2. Sprache: Ich nehme Dinge oft direkt und verstehe Ironie oft nicht, muss bei Erklärungen oder Unternehmungen immer alles genau hinterfragen.
3. Mimik/Gestik: Ich habe gelernt wie Ausdrücke zu Gefühlen aussehen und welche Muskelpartien wann genutzt werden. Ich fühle aber alles, was mein Gegenüber auch fühlt, kann nur nicht reagieren. Das überfordert mich. Bei mir selbst kann ich nichts steuern, wirke dadurch auf „normale“ Menschen nicht selten unfreundlich oder abweisend - dabei meine ich das gar nicht so!
4. Soziale Interaktion: Schwieriges Thema; ich bin im alltäglichen Aufgaben eingeschränkt. Fremde ansprechen, Smalltalk, Telefonieren - Horrorszenarien! Wie ich die Sätze hasse:„muss man lernen“- Nein, es wäre schön, wenn das so einfach wäre!
Alles was mir in solchen Situationen hilft ist meine „Maske“ - gelernt durch Erfahrungen im bisherigen Leben, angeschaut, wie andere reagieren, aber niemals ich. #takethemaskoff

5. Overload/Meltdown/Shutdown: Das, was passiert, wenn das Fass an Eindrücken etc. überläuft! Ein zu großes Thema, um es in einem Stichpunkt zu erklären.
Weitere Punkte könnten noch Spezialinteressen, Nebendiagnosen, Nachteilsausgleiche, GdB, Probleme bei Anträgen und vieles mehr sein.

Nun kommen wir zum Punkt: Moody!
Moody ist mein Fels in der Brandung, meine Hilfe in öffentlichen Situationen, auch auf der Arbeit immer an meiner Seite, in Einkaufcentern, Baumärkten, überall, wo es geht. In ausgebrannten (Punkt5) Situationen zuhause kuschelt sie sich an mich und gibt mir so viel Verständnis!
Kurz bevor sie zu mir kam, war ich an einem Punkt, wo es nicht mehr lange hätte weiter gehen können mit dieser „Maske“ und ohne viel zu tun, hat sie intuitiv alles getan! Wir sehen, wo uns die Reise noch hin bringen wird! #therapiehund
Einen weiteren großen Teil zur Hilfe in meinem Leben sind im Moment mein Freund, meine beste Freundin, meine Mama, ein Psychologe, eine Sozialarbeiterin und bald hoffentlich ein Autismustherapiezentrum.

Daher ecke ich oft an, wurde als komisch gesehen, gemobbt (von Lehrern, Kindern und auch Erwachsenen!), bekommt „Stempel“, etc. und auch Autisten lässt das alles andere als kalt! Im Gegenteil!
Für mich ist die Diagnose eine Erleichterung, bringt Antwort auf viele Fragen.
Das war doch ein größerer Einblick, aber kurz fassen geht auch schlecht. Jetzt ist es raus. Und es hat mich einiges an Überwindung gekostet - das „AUTing“. Übrigens ist Autismus eine angeborene „Krankheit“.
Mein Leben in einer für mich fremd wirkenden Welt.

Stellt gerne Fragen, ich bin offen, werde dies auch weiter thematisieren bei Interesse!
Somit, seid so wie ihr seid und versucht euch nicht zu verstellen! Das ist das größte Gut, dass wir haben.